Was ist ein Digitalmultimeter (DMM)?
Das Digitalmultimeter (DMM) hat sich seit seiner Einführung in den 1970er Jahren zum unverzichtbaren Standardwerkzeug für Elektriker, Elektroniktechniker und Ingenieure entwickelt. Im Gegensatz zu den früheren Analogmultimetern bieten moderne Digitalmultimeter erhöhte Präzision, erweiterte Funktionalität und eine einfachere Bedienung. Die fortschrittliche integrierte Schaltungstechnologie (IC-Technologie) hat die Entwicklung, Produktion und Handhabung dieser Messgeräte erheblich vereinfacht und optimiert.
Grundlagen und Entwicklung
Von analog zu digital

Obwohl sich Digitalmultimeter in ihrer Funktionsweise deutlich von den älteren Analogmessgeräten unterscheiden, bleibt die fundamentale Aufgabe dieselbe: die Messung elektrischer Größen. Der entscheidende Unterschied liegt in der digitalen Signalverarbeitung, die eine höhere Messgenauigkeit, bessere Auflösung und erweiterte Funktionalität ermöglicht. Während Analogmultimeter mit beweglichen Zeigern arbeiten, die durch elektromagnetische Kräfte ausgelenkt werden, nutzen Digitalmultimeter elektronische Komponenten zur Umwandlung analoger Signale in digitale Werte.
Technologische Entwicklung
Die ersten kommerziellen Digitalmultimeter wurden in den frühen 1970er Jahren eingeführt und waren zunächst kostspielige Spezialgeräte. Mit dem rapiden Fortschritt der Halbleitertechnologie sanken die Produktionskosten erheblich, während gleichzeitig die Leistungsfähigkeit stieg. Heutige Digitalmultimeter sind hochintegrierte Geräte, die häufig auf einem einzigen spezialisierten IC basieren, der die Analog-Digital-Wandlung, Signalverarbeitung und Anzeigensteuerung übernimmt.
Funktionsprinzip des Digitalmultimeters
Die zentrale Rolle der Spannungsmessung
Die fundamentale Messfunktion eines DMM ist die Spannungsmessung. Tatsächlich werden nahezu alle anderen Messgrößen – Strom, Widerstand, Kapazität, Frequenz usw. – durch geeignete Schaltungstechniken auf Spannungsmessungen zurückgeführt. Diese zentrale Bedeutung der Spannungsmessung macht das Verständnis dieses Prozesses besonders wichtig.
Der Analog-Digital-Wandlungsprozess
Der Kernprozess eines jeden Digitalmultimeters ist die Analog-Digital-Wandlung (ADC). Dieser Prozess konvertiert die kontinuierliche analoge Eingangsspannung in diskrete digitale Werte, die dann verarbeitet und angezeigt werden können.
SAR-ADC Technologie
Der am weitesten verbreitete ADC-Typ in modernen Digitalmultimetern ist der Sukzessive Approximations-Register-ADC (SAR-ADC). Während einfache SAR-ADCs mit 12-Bit Auflösung arbeiten, verwenden hochwertige Messgeräte typischerweise 16-Bit oder höhere Auflösungen. Dies entspricht bei einem Messbereich von 10V einer theoretischen Auflösung von 10V/2^16 ≈ 0,15 mV.
Die meisten Digitalmultimeter arbeiten mit Abtastraten von etwa 100.000 Samples pro Sekunde, was für die üblichen Messanwendungen mehr als ausreichend ist. In der Praxis werden die Messwerte typischerweise mit einer Rate von maximal einigen Werten pro Sekunde aktualisiert, da die Hauptaufgabe eines Multimeters die präzise Messung stationärer Werte ist und nicht die Hochgeschwindigkeitserfassung.
Funktionsweise des SAR-ADC
Der SAR-ADC-Prozess beginnt mit der Abtastung und Speicherung der Eingangsspannung durch einen Sample-and-Hold-Schaltkreis. Diese konstant gehaltene Spannung wird dann durch einen iterativen binären Suchprozess digitalisiert.
Der Prozess startet typischerweise bei der Hälfte des Messbereichs, indem das höchstwertige Bit (MSB) auf „1“ und alle anderen Bits auf „0“ gesetzt werden. Durch sukzessive Approximation wird dann für jedes Bit, beginnend beim MSB, entschieden, ob es auf „1“ oder „0“ gesetzt werden soll, um den digitalisierten Wert schrittweise an den analogen Eingangswert anzunähern.
Zur Veranschaulichung betrachten wir ein einfaches 4-Bit-SAR-System:
- Start mit 1000 (Dezimal 8, Hälfte des Messbereichs von 0-15)
- Vergleich mit Eingangswert:
- Falls Eingangswert < 8: Setze das MSB auf 0 → 0000
- Falls Eingangswert > 8: Behalte MSB = 1 → 1000
- Setze das nächste Bit auf 1 (z.B. 0100 oder 1100)
- Wiederhole den Vergleich für jedes Bit bis zum LSB
Die Anzahl der benötigten Konversionszyklen entspricht der Bittiefe des ADC. Ein 16-Bit-ADC benötigt demnach 16 Zyklen für eine vollständige Umwandlung.
Signalvorverarbeitung
Vor der eigentlichen Analog-Digital-Wandlung durchläuft das analoge Eingangssignal mehrere Vorverarbeitungsstufen:
- Eingangsspannungsteiler: Für hohe Spannungen wird ein präziser Spannungsteiler verwendet, um die Eingangsspannung auf ein für die interne Verarbeitung geeignetes Niveau zu reduzieren.
- Verstärker: Bei niedrigen Spannungen wird das Signal verstärkt, um den vollen dynamischen Bereich des ADC auszunutzen.
- Filter: Analogfilter entfernen hochfrequente Störungen und reduzieren das Rauschen.
- Gleichrichtung: Bei Wechselspannungsmessungen wird das Signal gleichgerichtet, um Effektivwerte (RMS) oder Spitzenwerte zu ermitteln.
Die Qualität dieser analogen Eingangsschaltung ist entscheidend für die Gesamtgenauigkeit des Messgeräts. Hochwertige Komponenten mit geringer Drift und hoher Temperaturstabilität sind erforderlich, um präzise Messungen zu gewährleisten.
Betrieb des Digitalmultimeters
Signalverarbeitung und Mittelung
Obwohl der ADC viele Abtastwerte pro Sekunde erfasst, werden diese nicht alle einzeln angezeigt. Stattdessen werden die digitalisierten Werte zunächst gepuffert und einer statistischen Verarbeitung unterzogen:
- Mittelwertbildung: Durch Bildung des arithmetischen Mittels mehrerer aufeinanderfolgender Messwerte werden zufällige Schwankungen und Rauschen reduziert.
- Filterung: Digitale Filter können zusätzlich eingesetzt werden, um Netzbrummen (50/60 Hz) oder andere periodische Störungen zu unterdrücken.
- Kalibrierung: Interne Referenzwerte werden verwendet, um systematische Fehler zu kompensieren.
Diese digitale Nachverarbeitung ist ein wesentlicher Vorteil gegenüber Analogmultimetern und ermöglicht eine deutlich höhere Messgenauigkeit.
Messzeit und ihre Komponenten
Ein kritischer Aspekt für das Verständnis der Digitalmultimeter-Funktionsweise ist die Messzeit. Die Gesamtzeit einer Messung setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen:
1. Schaltzeit (Settling Time)
Die Zeit, die das Gerät benötigt, um sich nach einer Konfigurationsänderung zu stabilisieren. Dies umfasst:
- Umschaltung zwischen verschiedenen Messgrößen (z.B. von Spannung auf Widerstand)
- Bereichswechsel innerhalb einer Messgröße
- Stabilisierung nach Autoranging (automatischer Bereichswahl)
Typische Schaltzeiten liegen im Bereich von 10-100 ms, können aber bei hochpräzisen Messungen auch deutlich länger sein.
2. Einschwingzeit (Settling Time)
Nach dem Anlegen des Messsignals benötigt das System Zeit, um einen stabilen Zustand zu erreichen. Dies ist besonders relevant bei:
- Messungen mit hoher Impedanz
- Kapazitiven Lasten am Eingang
- Messungen mit sehr niedrigen Signalpegeln
Die Einschwingzeit kann je nach Messanwendung von wenigen Millisekunden bis zu mehreren Sekunden variieren.
3. Signalmesszeit
Die Grundzeit für die eigentliche Messung. Bei Wechselspannungsmessungen ist diese durch die niedrigste zu messende Frequenz begrenzt. Für eine präzise Messung eines 50-Hz-Signals werden typischerweise mindestens vier vollständige Perioden benötigt, was einer Mindestmesszeit von 80 ms entspricht (bei 60 Hz: 67 ms).
4. Auto-Zero-Zeit
Die Zeit für die interne Nullpunktkorrektur. Moderne Digitalmultimeter führen regelmäßig automatische Nullpunktkalibrierungen durch, um Offset-Fehler zu minimieren. Dieser Prozess kann zwischen 10-50 ms dauern und wird typischerweise bei jedem Bereichswechsel durchgeführt.
5. ADC-Kalibrierungszeit
Besonders bei Präzisionsmessgeräten wird regelmäßig eine interne Kalibrierung des ADC durchgeführt, um Drift und Temperaturfehler zu kompensieren. Diese kann je nach Gerät und Genauigkeitsanforderung zwischen 100 ms und mehreren Sekunden dauern.
Die Summe dieser Zeitkomponenten erklärt, warum ein Digitalmultimeter nicht unmittelbar auf Änderungen des Messsignals reagiert. Bei schnell veränderlichen Signalen oder transienten Ereignissen kann dies zu unerwarteten Messergebnissen führen.
Spezielle Messmodi und ihre Implementierung
Widerstandsmessung
Die Widerstandsmessung wird durch Anlegen eines bekannten konstanten Stroms und Messung des resultierenden Spannungsabfalls realisiert (Ohm’sches Gesetz). Moderne Digitalmultimeter verwenden typischerweise mehrere Stromquellen für verschiedene Messbereiche:
- Niederohmige Bereiche (0,1 Ω – 1 kΩ): 1 mA – 10 mA
- Mittlere Bereiche (1 kΩ – 1 MΩ): 1 µA – 100 µA
- Hochohmige Bereiche (> 1 MΩ): 10 nA – 100 nA
Bei hochpräzisen Messungen wird häufig die Vierleitermessung (Kelvin-Messung) eingesetzt, um den Einfluss der Zuleitungswiderstände zu eliminieren.
Strommessung
Für die Strommessung wird ein präziser Shunt-Widerstand in den Strompfad geschaltet und der Spannungsabfall gemessen. Typische Shunt-Widerstände haben folgende Werte:
- mA-Bereich: 0,1 Ω – 10 Ω
- A-Bereich: 0,001 Ω – 0,1 Ω
Die Strombelastbarkeit und thermische Stabilität dieser Widerstände sind kritische Faktoren für die Messgenauigkeit.
Wechselspannungsmessung
Für AC-Messungen werden verschiedene Verfahren eingesetzt:
- Mittelwertgleichrichtung: Einfacheres Verfahren, kalibriert auf Sinuswellen
- Effektivwertmessung (True RMS): Präzise Messung auch bei nicht-sinusförmigen Signalen
Die True-RMS-Messung kann auf verschiedene Weisen implementiert werden:
- Analog durch thermische Konverter (hohe Genauigkeit, aber langsam)
- Digital durch Quadrierung und Integration (flexibler und schneller)
Die Bandbreite der AC-Messungen variiert je nach Gerät:
- Einfache Digitalmultimeter: 40 Hz – 1 kHz
- Mittlere Klasse: 20 Hz – 20 kHz
- Hochwertige Geräte: 10 Hz – 100 kHz oder mehr
Weitere Messfunktionen
Moderne digitale Multimeter bieten oft zusätzliche Messfunktionen:
- Kapazitätsmessung: Implementiert durch Ladung/Entladung mit konstantem Strom und Messung der Spannungsänderungsrate.
- Frequenzmessung: Realisiert durch Zählung der Nulldurchgänge oder durch digitale Signalverarbeitung.
- Temperaturmessung: Unterstützt durch interne Referenztemperaturen und externe Sensoren wie Thermoelemente oder PT100-Widerstandsthermometer.
- Diodentests und Durchgangsprüfung: Spezialfunktionen mit angepassten Stromquellen und Auswertealgorithmen.
Genauigkeit und Einflussfaktoren
Genauigkeitsspezifikation
Die Genauigkeit eines Digitalmultimeters wird typischerweise in zwei Komponenten angegeben:
- Prozentualer Anteil vom Messwert (% vom Messwert)
- Absoluter Anteil, bezogen auf den Messbereich (% vom Bereich oder Anzahl der Digits)
Beispielsweise bedeutet eine Spezifikation von ±(0,05% + 2 Digits) bei einem 4½-stelligen Display im 10V-Bereich:
- Prozentualer Fehler: 0,05% × Messwert
- Absoluter Fehler: 2 × 0,001 V = 0,002 V (kleinste darstellbare Einheit)
Für einen Messwert von 5,000 V ergibt sich somit ein maximaler Fehler von: (0,05% × 5 V) + 0,002 V = 0,0025 V + 0,002 V = 0,0045 V
Die tatsächliche Genauigkeit wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst:
- Temperatur: Die meisten Genauigkeitsangaben gelten nur in einem engen Temperaturbereich (typisch 23°C ± 5°C). Außerhalb dieses Bereichs müssen zusätzliche Temperaturdriftfaktoren berücksichtigt werden, typischerweise 0,001% bis 0,01% pro °C.
- Feuchte: Hohe Luftfeuchtigkeit kann durch Leckströme besonders bei Hochimpedanzmessungen zu Fehlern führen. Die Spezifikationen gelten typischerweise für relative Luftfeuchte < 80%, nicht kondensierend.
- Einschwingzeit nach Einschalten: Hochpräzise Digitalmultimeter benötigen oft eine Aufwärmzeit von 30-60 Minuten, um ihre volle Genauigkeit zu erreichen.
- Kalibrierungsintervall: Die angegebene Genauigkeit gilt nur innerhalb des spezifizierten Kalibrierungsintervalls, typischerweise 1 Jahr.
Einflussfaktoren bei speziellen Messanwendungen
Widerstandsmessung
Bei der Widerstandsmessung sind folgende Faktoren zu beachten:
- Thermospannungen: An Übergangsstellen unterschiedlicher Metalle entstehen temperaturabhängige Spannungen, die besonders bei niederohmigen Messungen stören können. Hochwertige Digitalmultimeter verwenden Techniken wie Current Reversal (Messung mit wechselnder Stromrichtung), um diesen Effekt zu kompensieren.
- Eigenerwärmung: Der Messstrom verursacht eine Erwärmung des Prüflings (P = I²·R), die dessen Widerstandswert verändern kann. Dies ist besonders bei Präzisionswiderständen mit definiertem Temperaturkoeffizienten zu beachten.
- Isolationswiderstand: Bei hochohmigen Messungen (> 10 MΩ) kann der Isolationswiderstand der Messkabel, Stecker und der internen Digitalmultimeter-Schaltung das Messergebnis verfälschen.
Strommessung
Bei Strommessungen sind zu berücksichtigen:
- Bürde: Der Spannungsabfall am Shunt führt zu einer Beeinflussung des Messobjekts. Bei einem typischen Spannungsabfall von 200 mV im A-Bereich kann dies bei niedrigen Betriebsspannungen bereits kritisch sein.
- Sicherung: Der Widerstand der Schutzsicherung addiert sich zum Shunt und kann besonders nach mehreren Überlastereignissen ansteigen.
- Bandbreite: Die Bandbreite der Strommessung ist typischerweise niedriger als die der Spannungsmessung, was bei hochfrequenten Signalen zu Messfehlern führen kann.
AC-Messungen
Bei Wechselspannungs- und Wechselstrommessungen ist zu beachten:
- Formfaktor: Einfache Digitalmultimeter mit Mittelwertgleichrichtung sind nur für Sinussignale kalibriert und zeigen bei abweichenden Signalformen falsche Werte an.
- Crest-Faktor: True-RMS-Digitalmultimeter haben Einschränkungen bezüglich des maximal zulässigen Crest-Faktors (Verhältnis Spitzenwert zu Effektivwert). Typische Spezifikationen liegen bei 3:1 bis 5:1.
- Bandbreite: Die angegebene Genauigkeit gilt nur innerhalb der spezifizierten Bandbreite. Bei Signalen mit hohem Oberwellenanteil kann die begrenzte Bandbreite zu erheblichen Messfehlern führen.
- DC-Anteil: Nicht alle True-RMS-Digitalmultimeter können DC-Anteile im AC-Signal korrekt erfassen (AC vs. AC+DC-Kopplung).
Technologische Weiterentwicklungen und aktuelle Trends
Digitale Signalverarbeitung
Moderne Digitalmultimeter setzen zunehmend auf digitale Signalverarbeitung (DSP) nach der Analog-Digital-Wandlung. Dies ermöglicht:
- Erweiterte Filterung: Adaptive und einstellbare digitale Filter zur optimalen Rauschunterdrückung.
- Harmonische Analyse: Einige fortschrittliche Digitalmultimeter können eine FFT (Fast Fourier Transformation) des Eingangssignals durchführen und den Klirrfaktor oder einzelne Harmonische anzeigen.
- Statistische Funktionen: Automatische Berechnung von Minimum, Maximum, Mittelwert, Standardabweichung über eine Messreihe.
- Mathematische Funktionen: Direkte Berechnung abgeleiteter Größen wie dB, dBm, Verhältnismessungen etc.
Verbesserte Benutzeroberflächen
Die Benutzeroberflächen moderner Digitalmultimeter haben sich deutlich weiterentwickelt:
- Grafikdisplays: Hochauflösende Farbdisplays ermöglichen die gleichzeitige Anzeige mehrerer Messwerte, Trendgrafiken und Menüs.
- Touchscreens: Vereinfachen die Bedienung komplexer Funktionen und Einstellungen.
- Kontextabhängige Menüs: Verbessern die Bedienbarkeit durch Anzeige nur der relevanten Optionen.
- Mehrsprachige Bedienführung: Reduziert Bedienfehler durch verständliche Anweisungen in der Muttersprache des Anwenders.
Konnektivität und Datenverwaltung
Die Integration in moderne Messumgebungen wurde erheblich verbessert:
- Standardschnittstellen: USB, Ethernet, WLAN und Bluetooth ermöglichen die einfache Einbindung in automatisierte Testsysteme und IoT-Umgebungen.
- Cloud-Integration: Direkte Übertragung von Messdaten in Cloud-basierte Datenbanken und Analysesysteme.
- Mobile Apps: Steuerung und Überwachung über Smartphones oder Tablets, besonders praktisch bei schwer zugänglichen Messorten.
- Datalogging: Integrierte Datenspeicherung mit hohen Kapazitäten (GB-Bereich) ermöglicht langfristige autonome Messungen.
Energieeffizienz
Die Anforderungen an portable Messgeräte haben zu erheblichen Verbesserungen geführt:
- Niedrigere Leistungsaufnahme: Moderne Digitalmultimeter benötigen teilweise weniger als 30 mW im Betrieb.
- Intelligentes Batteriemanagement: Automatische Abschaltung nicht benötigter Schaltungsteile und Display-Bereiche.
- Aufladbare Lithium-Ionen-Batterien: Ersetzen zunehmend die klassischen Alkaline-Batterien und bieten höhere Kapazitäten bei geringerem Gewicht.
- Energy-Harvesting-Optionen: Experimentelle Digitalmultimeter mit Solarzellen oder thermoelektrischen Generatoren für Langzeitmessungen.
Sicherheitsaspekte und Normen
Sicherheitskategorien nach IEC 61010-1
Die Sicherheit von Digitalmultimetern wird durch die internationale Norm IEC 61010-1 geregelt, die verschiedene Überspannungskategorien definiert:
- CAT I: Messungen an Schaltungen, die nicht direkt mit dem Netz verbunden sind (z.B. batteriebetriebene Geräte)
- CAT II: Messungen an Geräten, die direkt an Niederspannungsinstallationen angeschlossen sind (z.B. Haushaltsgeräte)
- CAT III: Messungen in Gebäudeinstallationen (z.B. Verteilerkästen, Festinstallationen)
- CAT IV: Messungen an der Quelle von Niederspannungsinstallationen (z.B. Zähler, Hauptanschluss)
Die maximale Bemessungsspannung (typisch 600V, 1000V) in Verbindung mit der CAT-Kategorie bestimmt die Sicherheit des Messgeräts.
Schutzmechanismen in modernen Digitalmultimetern
Moderne Digitalmultimeter verfügen über mehrere Schutzebenen:
- Eingangssicherungen: Hochleistungssicherungen mit hoher Unterbrechungskapazität (typisch 10 kA oder mehr) schützen bei Strommessungen.
- Überspannungsschutz: Varistoren, Suppressordioden und Funkenstrecken begrenzen gefährliche Überspannungen.
- Isolationsbarrieren: Physische und elektrische Trennung zwischen hochspannungsführenden Teilen und Bedienerschnittstellen.
- Warnhinweise: Akustische und optische Signale bei gefährlichen Messbedingungen oder falscher Messbereichswahl.
- Doppelte Isolation: Zusätzliche Isolierschichten zwischen spannungsführenden Teilen und zugänglichen Gehäuseteilen.
Prüf- und Kalibrierungsintervalle
Um die Genauigkeit und Sicherheit zu gewährleisten, sollten Digitalmultimeter regelmäßig überprüft werden:
- Sicherheitsüberprüfung: Jährliche Überprüfung von Gehäuse, Messkabeln, Sicherungen und Schutzfunktionen.
- Kalibrierung: Regelmäßige Überprüfung der Messgenauigkeit nach Herstellervorgaben, typischerweise alle 1-2 Jahre.
- Rekalibrierung nach außergewöhnlichen Ereignissen: Nach Überlastungen, Sturz oder anderen potentiell schädigenden Einflüssen.
Praktische Anwendungshinweise
Auswahl des optimalen Digitalmultimeters für spezifische Aufgaben
Bei der Auswahl eines Digitalmultimeters sollten folgende Kriterien beachtet werden:
- Genauigkeitsanforderungen: Für allgemeine Diagnose genügen oft 3½-stellige Digitalmultimeter (±0,5%), während Labor- und Kalibriermessungen 6½-stellige Präzision (±0,0035%) erfordern können.
- Messumgebung: Industrielle Umgebungen mit hohen elektromagnetischen Störungen erfordern robustere Filter und bessere Abschirmung.
- Tragbarkeit vs. Funktionsumfang: Kompakte Hand-Digitalmultimeterbieten Mobilität, während Tischgeräte mehr Funktionen und höhere Genauigkeit bieten.
- Batterielaufzeit: Für Außeneinsätze oder mobile Anwendungen ist die Batterielaufzeit entscheidend, typisch zwischen 200 und 1000 Stunden bei Standard-Digitalmultimeter.
Vermeidung häufiger Messfehler
Typische Fehlerquellen bei Digitalmultimeter-Messungen sind:
- Falsche Bereichswahl: Führt zu übermäßigen Ungenauigkeiten oder Überlastschäden.
- Unzureichende Messkabelqualität: Besonders bei Präzisionsmessungen können minderwertige Kabel erhebliche Fehler verursachen.
- Unbeachtete Nullpunktabweichungen: Bei Widerstandsmessungen muss der Eigenwiderstand der Messkabel berücksichtigt werden.
- Lasteffekte: Das Digitalmultimeter selbst stellt eine Belastung des Prüflings dar, die besonders bei hochohmigen Schaltungen relevant ist.
- Umwelteinflüsse: Temperatur, Luftfeuchtigkeit und elektromagnetische Störfelder können die Messgenauigkeit erheblich beeinflussen.
Zusammenfassung und Ausblick
Das Digitalmultimeter hat sich von einem einfachen Ersatz für Analogmultimeter zu einem vielseitigen High-Tech-Messinstrument entwickelt. Das Verständnis seiner Funktionsweise ermöglicht es, Messfehler zu vermeiden und die optimale Messgenauigkeit zu erzielen.
Die fortschreitende Digitalisierung und Miniaturisierung wird die Entwicklung noch leistungsfähigerer, präziserer und besser vernetzter Digitalmultimeter vorantreiben. Zukünftige Trends könnten sein:
- Erweiterte Diagnosefunktionen: Automatische Fehlererkennung und -analyse in komplexen Schaltungen.
- Integration mit Augmented Reality: Überlagerung von Messwerten und Schaltplänen in AR-Brillen für effizienteres Troubleshooting.
- Künstliche Intelligenz: Selbstlernende Systeme zur automatischen Anpassung der Messparameter an spezifische Messobjekte.
- Erhöhte Bandbreiten: Direktmessung von Hochfrequenzsignalen bis in den MHz-Bereich mit vollem True-RMS-Capability.
- Verbesserte Energieautonomie: Mehrmonatiger Dauerbetrieb durch optimierte Energienutzung und -gewinnung.
Das klassische Digitalmultimeter wird auch in einer zunehmend digitalisierten Welt ein unverzichtbares Werkzeug für alle bleiben, die mit elektronischen Systemen arbeiten – vom Hobbyelektroniker bis zum Entwicklungsingenieur.
Letztes Update des Artikels: 18. März 2025